Sensorik erleben, Karrieren vernetzen: Das bayerische Technologie-Ökosystem öffnet die Türen
Das war die Sensorik Summer School 2025
REGENSBURG/BAYERN. Wie erkennt ein Sensor feinste Veränderungen im Produktionsprozess? Was braucht es, um Materialfehler sichtbar zu machen – ganz ohne Zerstörung? Und wie lässt sich Röntgentechnologie für industrielle Anwendungen nutzen? Antworten darauf erhielten 20 Studierende und Brancheninteressierte vom 1. bis 4. September 2025 bei unserer Sensorik Summer School – der praxisnahen Entdeckungstour durch das bayerische Sensorik-Ökosystem.
Tag 1 – Smart Sensor Systems (1. September 2025)
Der Auftakt in der TechBase Regensburg verband präzise Messtechnik mit Einblicken in urbane Zukunftsmodelle. Mit einem Überblick über aktuelle Trends und Entwicklungsaktivitäten in der Sensorik eröffnete unser Geschäftsführer Matthias Streller die 18. Auflage der Sensorik Summer School. Vineet Kapoor tauchte mit unsere Gästen dem Publikum dann in die Welt der Messtechnik unseres Mitglieds Senseca Germany GmbH ein. Senseca ist ein führender europäischer Anbieter moderner Messtechnik, der mit hochspezialisierten Sensoren vielfältige Anwendungsbereiche abdeckt. Die Lösungen von Senseca prüfen die Qualität von Wasser, überwachen kontinuierlich industrielle Prozesse und messen Umweltparameter. Multiparameter-Geräte liefern nicht nur präzise Daten, sie verknüpfen diese auch direkt mit digitalen Schnittstellen und Analyse-Tools. So entsteht aus Messung, Steuerung und Auswertung der erhobenen Daten Prozessoptimierung.
Erweiterte Einblicke gab es von unserem Kollegen Nils Menninger: Extended Reality (XR)-Anwendungen verändern die Industrie und ihre Prozesse – von innovativen Trainingslösungen, u. a. im Pflegemanagement (Projekt VReduMED) über visuelle Wartung bis zu neuen Möglichkeiten für die Zusammenarbeit in Produktion und Service. Katja Punk vom Regensburger Smart City-Projektteam richtete dann den Blick auf die Stadt von morgen und direkt erlebbare Zukunftsszenarien. Im Projekt R_NEXT entwickelt das Team Reallabore für Regensburg, die zeigen, wie Sensorik das urbane Leben verändert: Klimadaten machen Hitzeinseln sichtbar, Mobilitätsdaten helfen, den Verkehr intelligenter zu steuern, und Sensorik unterstützt die Gestaltung barrierefreier Begegnungsräume. Das Get-together ermöglichte dann auch den bilateralen Austausch zwischen Studierenden und unseren Fachleuten.
Tag 2 – Measurement & Testing
Tag 2 führte die Teilnehmenden direkt in die Welt präziser Prüfung und Qualitätssicherung. Die CSA Group Bayern GmbH in Plattling gewährte einen umfassenden Einblick in unabhängige Prüfverfahren. Besonders eindrucksvoll war die Führung durch den Hazardous Locations (HazLoc)-Bereich. Hier erfolgen Tests unter extremen Bedingungen; Kurzschlüsse werden z.B. in explosiver Gasatmosphäre initiiert, Batterien kontrolliert bis zur Explosion entzündet. Diese Prüfungen sind essenziell für die Sicherheit industrieller Produkte.
Ebenso hochmodern ist das Prüflabor der Q-Tech Roding GmbH. Dort kommen unter anderem Surface-Scanning mit Kameras, industrielle Computertomographie (CT) und mechanische Messverfahren zum Einsatz. Besonders wichtig sind Soll-Ist-Vergleiche von Bauteilen mit ihren CAD-Konstruktionsdaten, um mögliche Lufteinschlüsse oder Maßabweichungen zu erkennen und präzise zu kontrollieren. Fragen über Fragen rund um die Qualitätssicherung in der Fertigung waren ein deutlicher Beleg dafür, wie Wissensdurst durch Live-Demos entstehen kann. Das große Learning des Tages bei allen Teilnehmenden: Bayerns Prüfinstitute sind ein Garant für weltweite Produktqualität und -sicherheit.
„The AR-Support Q-Tech offers their customers is fascinating – we were able to try it out and I can only imagine how invaluable this would be when dealing with complex errors.“
Tag 3 – NON DESTRUCTIVE TESTING
Wie lassen sich kleinste Fremdkörper in Produkten auch bei hohen Stückzahlen erkennen? Eine Frage, die insbesondere die Lebensmittelbranche umtreibt. Die „sensorische“ Antwort: die zerstörungsfreie Prüfung, bei den Fachleuten auch als NDT, Non-Destructive Testing bekannt. Sie ist ein unverzichtbarer Bestandteil moderner Qualitätssicherung. Experte auf diesem Gebiet ist die Sesotec. Im erst im Juni 2025 eröffneten Werk in Schönberg erhielten wir Einblicke in Röntgensysteme, die diese Einschlüsse in Produkten entdecken. Besonders anschaulich war der Audit-Test auf dem Marketplace. Scanner müssen Produkte mit Fehlern zuverlässig erkennen, damit diese von der Anlage bei laufender Produktion aussortiert werden können. Um das zu veranschaulichen durchliefen Testobjekte – darunter Fischdosen mit beigefügten nur 0,3 bis ein Millimeter großen Metallkügelchen - die Anlage. Neben unerwünschten Partikeln registriert das Gerät auch abweichendes Gewicht. Die Systeme berechnen das Gewicht des Inhalts anhand der Röntgenbilder und vergleichen es mit trainierten Referenzbildern. So werden durch nur ein Messverfahren mehrere Qualitätsmerkmale gleichzeitig überprüft.
Am Nachmittag ging es weiter nach Kirchberg im Wald zur Mesutronic GmbH, für einen weiteren Deep Dive: Wie kontrollieren Metalldetektoren und Röntgensysteme Produktionsprozesse inline und tragen so maßgeblich zur Lebensmittelsicherheit bei? Auch die Live-Demo im Showroom sorgte für maximale Praxisnähe: Eine Free-Fall Anlage, die in Millisekunden reagiert, Metallstücke von weniger als ein Millimeter Größe durch die Detektoren fallen und diese im Bedarfsfall aussortiert. Der Besuch endete mit einem spielerischen „Wer wird Millionär?“-Quiz, das mit anspruchsvollen Fragen inklusive 50:50-Joker das Wissen der Teilnehmenden forderte. Damit vertieften sie nicht nur ihr technisches Verständnis, sondern entwickelten auch Begeisterung für die Bedeutung präziser Messtechnik im Alltag.
„Seeing how Sesotec designs safe scanners to tackle different problems, like hygiene requirements for raw meat products, was really interesting.”
Tag 4 – X-Ray & Bildverarbeitung: XXL-Finale am Fraunhofer EZRT
Die Entwicklung moderner Produkte ist heute ohne 3D-Messwerkzeuge undenkbar. Am Fraunhofer EZRT in Fürth erhielten die Teilnehmenden der Sensorik Summer School tiefgehende Einblicke in die XXL-Computertomographie, die eine präzise dreidimensionale Aufnahme von großvolumigen Objekten wie endmontierten Automobilen, Flugzeugteilen oder Frachtcontainern ermöglicht. Mit Röntgenenergien von bis zu 9 Megaelektronenvolt lassen sich innere Strukturen mit Submillimeter-Auflösung und hoher Dichtetreue abbilden – ein entscheidender Fortschritt, der Entwicklung, Qualitätssicherung und Materialanalyse signifikant unterstützt.
Darüber hinaus wurde das breite Anwendungsspektrum des EZRT sichtbar, das von zerstörungsfreien Prüfverfahren über innovative Monitoring-Methoden bis hin zu spezialisierten Forschungsgebieten wie der Phänotypisierung in der Pflanzenwelt reicht. Umfassende Labor- und Geländeführungen sowie ein intensiver fachlicher Austausch mit den Experten Dr. Thomas Lang, Dr. Norman Uhlmann und Dr. Torsten Brandmüller rundeten den Tag inhaltlich ab. Gerade für Studierende, die eine wissenschaftliche Laufbahn anstreben war hier natürlich der direkte Austausch über diesen Karriereweg interessant.
„Seeing the more scientific side of sensor technology was really enjoyable, like the mummy or the dinosaur skull. And the fact that Fraunhofer helps return artifacts to their original cultures while enabling further research through the scans they make is also something I really appreciate.“
Quelle aller Fotos: SPS
Sie wollen 2026 an unserer Sensorik Summer School mitwirken?
Das war die Sensorik Summer School 2025 – vier tage geballtes Wissen, Einblicke in hochmoderne Technologien und direkte Vernetzungsmöglichkeiten – von Smart Sensors über Mess- und Prüftechnik bis hin zu zerstörungsfreien Prüfverfahren und Röntgentechnologie. Ein Dank geht an alle Referenten und Teilnehmenden für eine inspirierende Woche voller Expertise und Austausch. Wohin uns die Tour im nächsten Jahr führen wird, da können Sie gerne ein Wörtchen mitreden.
Nach der Summer School ist vor der Summer School: Unternehmen, die im kommenden Jahr Teil davon werden und ihre innovativen Technologien oder Praxiseinblicke präsentieren möchten, sind herzlich eingeladen, sich schon jetzt zu melden. Unsere Kollegin Jenny Neu sucht bereits Firmen, die ihre Tore im September 2026 für den technologieinteressierten Fachkräftenachwuchs öffnen möchten!
Jenny Neu
T +49 (0)941630916-12
j.neu@sensorik-bayern.de

