Rückschau: transform-DiaLog – Kooperation schafft Fachkräfte
Die Region macht’s vor – statt nur zu reden …
REGENSBURG. Über die Lippen kommt einem der Begriff „Kooperation“ leicht. Wer aber kommt vom „Wir müssten und könnten ja“ hin zum „Wir machen“? Erfreulicherweise einige Akteure in unserer Region – darunter die IHK Akademie Ostbayern, die Bayernwerk Akademie und die Q-Tech Roding GmbH. Sie sprechen nicht nur über neue Wege in der flexiblen betrieblichen Weiterbildung, sondern gestalten sie aktiv. In unserem transform-Dialog im März haben wir zwar auch nur darüber gesprochen, doch dieser zeigte klar, wer seinen Worten bereits Taten folgen ließ . 25 regionale und überregionale Akteure diskutierten innovative Ansätze – jenseits bloßer Statistiken.
In Bayern fehlen laut IHK-Arbeitsmarktradar 2024 150.000 Arbeitskräfte, bis 2027 steigt die Lücke auf 175.000 – ein Plus von 17 Prozent. Besonders kritisch: Für 54 Prozent der offenen Stellen gibt es keine passend qualifizierten Bewerber gemäß der IW Köln in einer BIHK-Studie aus 2024. Das Thema bewegt natürlich auch die Politik: Die Initiative „Fachkräftesicherung+“ von vbw und Bayerischer Staatsregierung zielt darauf ab, bis 2025 250.000 zusätzliche Fachkräfte zu gewinnen – etwa durch gezielte Weiterbildung und höhere Erwerbsbeteiligung. Die Zahlen verdeutlichen: Flexibles Lernen ist kein Nice-to-have, sondern entscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit unserer Region.
Es gibt keine „gute“ oder „schlechte“ Weiterbildung – nur die passende!
So lautet die Botschaft von Robert Wiedemann. Er leitet die IHK Akademie Ostbayern seit mittlerweile acht Jahren. Das richtige Maß zu finden, ist das Ziel. Welches „Give-Away“ könnte das symbolisch besser aufgreifen als ein Meterstab, den die IHK Akademie stets im Gepäck hat – physisch, aber auch gedanklich im Austausch mit Unternehmen und Institutionen in ihrem Einzugsgebiet? Die Akademie selbst hat inzwischen verschiedene Kooperationen verwirklicht – nicht „von der Stange“, sondern mit individuellen Wegen, bei denen Zielsetzung und Zielgruppe gleichermaßen berücksichtigt werden – für Wiedemann ein entscheidender Erfolgsfaktor. Ob Industriemeister-Lehrgang oder maßgeschneiderte Weiterbildung für Unternehmen – die IHK Akademie Ostbayern versteht sich als Partner für individuelle Qualifizierungslösungen.
Von der globalen Herausforderung zur regionalen Lösung – Praxisbeispiele
Theorie und Praxis vereinen, Mitarbeitenden entgegenkommen, innovative Lernformate nutzen – das ist der Anspruch der Bayernwerk Akademie. Seit Anfang 2024 eigenständig tätig, bündelt sie die Aus-, Fort- und Weiterbildungsangebote des Energieversorgers. Doch warum die Notwendigkeit einer separaten Einheit? Jürgen Kandlbinder gab die Antwort in seinem Impuls: Der Zuwachs an neuen Mitarbeitenden im vierstelligen Bereich bei Bayernwerk stellt enorme Herausforderungen dar – mit der Akademie als eigene Institution eine Lösung, die neuen Anforderungen organisatorisch umzusetzen – aber auch fachlich: Energiewende und Fachkräfteentwicklung müssen Hand in Hand gehen. „In Kooperation mit der TH Ingolstadt bieten wir seit dem Wintersemester 2024 beispielsweise den Bachelor of Engineering und den Master of Green Engineering an“, erklärt der Akademieleiter. Das Studium folgt einem flexiblen Baukastenprinzip: Jedes Semester können Studierende ein neues Zertifikat absolvieren. Nach Abschluss aller Zertifikate und der Abschlussarbeit erhalten sie ihren akademischen Titel. Künstliche Intelligenz, Mixed Reality und Gamification sind hier keine Schlagworte, sondern gelebte Praxis. Auch mit der IHK Regensburg pflegt die Bayernwerk Akademie enge Kooperationen. Das Jahr ist gespickt mit To-dos: Bis Q4 soll eine skalierbare IT-Infrastruktur aufgebaut und ein effizientes, intelligentes Lernmanagementsystem (LMS) eingeführt werden.
„Q-Tech Expert Academy – Wir sorgen für die besten Messexperten der Welt.“
Mit diesem Statement eröffnete Celine Schindler ihren Vortrag. Fachkräftemangel und Marktveränderungen nutzt der Messtechnikspezialist Q-Tech als Chance. Die familiengeführte GmbH, gegründet 2006 und ansässig in Roding, Bayern, zählt mit ihrem breiten Spektrum – darunter konventionelle 2D/3D-Messtechnik sowie zerstörungsfreie Prüfungen mittels industrieller Computertomographie (CT) – zu den führenden Dienstleistern im Bereich der industriellen Messtechnik. Langjährige Erfahrung, modernste Technologien und ein starker Fokus auf Qualifikation bilden die Basis für den neuen Geschäftsbereich: die Q-Tech Expert Academy.
Die Academy ergänzt als dritte Säule die bestehenden Geschäftsbereiche Q-Tech Measurements und Q-Tech Consulting. Ihr Fokus: Fachkräftequalifizierung als Antwort auf Marktveränderungen und den steigenden Bedarf an spezialisierten Messtechnik-Experten. Das Konzept: interne Weiterbildung mit strukturierten Traineeprogrammen, ergänzt durch externe Schulungsangebote. Drei Lernstufen – Basic, Advanced, Expert – decken konventionelle Messtechnik, industrielle Computertomographie und Spezialisierungen ab. Eine Lernzielüberwachung sichert den Fortschritt. Die Schulungen erfolgen über Live-Trainings, E-Learning und ein Lernmanagementsystem. Externe Ausbildungsmöglichkeiten erweitern das Angebot durch Kooperationen. Der Schlüssel: Motivation und gezieltes Wissensmanagement.
Austauschbedarf – Themeninseln überflüssig?
Geplant war nach diesen Impulsen eigentlich eine Session an Themeninseln. Doch nur zu gern sind wir kurzfristig von diesem Plan abgerückt. Eine methodische Unterstützung, um den Austausch der Vertreter*innen zu forcieren, war gar nicht nötig – die Teilnehmenden tauchten direkt in intensive Gespräche ein. Vertreter von Hochschule, Weiterbildung und Wirtschaft brachten jeweils ihre wertvolle Außenperspektive ein. Als Schnittstelle zwischen Wirtschaft und Wissenschaft konnten wir selbst zu vorgerückter Stunde – weit über das offizielle Ende hinaus – beruhigt die Türen des Konferenzsaals schließen. Der direkte Dialog hat gezeigt: Austausch braucht keine festen Formate – sondern nur die richtigen Köpfe am Tisch.









