HR-Expertenforum: Blockchain, Smart Learning Environments und Immersive Training

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50 Teilnehmer betreten auf ihrer Lernreise digitale Lernräume in der TechBase Regensburg

Bosch, Fraunhofer und das Science Lab der TIB zeigen, wie wir Bildung mit Technologie erweitern, entgrenzen und vernetzen können

Blockchain, Verifiable Claims, Smart Learning Environments, Ubiquitous Computing, Immersive Training, Augmented Reality – diese Begrifflichkeiten erwecken den Anschein, dass gestern ein englischsprachiger Technologie-Fachkongress in der TechBase Regensburg stattgefunden hat. Es handelte sich jedoch um das - nicht minder kompetent besetzte - jährliche „Personalerhighlight“ im Sensorik-Netzwerk, das HR-Expertenforum.

Wie neue Technologien das Lernen am Arbeitsplatz fördern und erleichtern können, war die diesjährige Leitfrage. Antworten lieferten Experten von drei bundesweit führenden Institutionen. Die Bosch Software Innovations GmbH, das Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung und das Open Science Lab der TIB teilten Erfahrungswerte und neueste Forschungsergebnisse zum Einsatz digitaler Lernmethoden mit den gut 50 Gästen in der Regensburger TechBase. Diese konnten im interaktiven Teil des Nachmittags auch auf ihre eigene digitale Lernreise gehen und sich neue Einblicke, sei es durch Datenbrillen oder via Smart Phone, über die vorgestellten Methoden verschaffen.

Ziel des interaktiven Parts war es, auch die eigene Lernstrategie auf den Prüfstand zu stellen. Der Austausch mit Experten und anderen Unternehmen über künftige Möglichkeiten, die sich durch digitale Lernmedien bieten, setzte den Impuls und Kick-off für den Weg der Teilnehmer zum eigenen „Future Learning“.

Der richtige Lerninhalt zur richtigen Zeit am richtigen Ort

Wie Zukunftstechnologien das lebenslange Lernen am Arbeitsplatz fördern, zeigte Jasmin Mühlbach (Bosch Software Innovations GmbH) anhand der Smart Learning Environments (SLEs). „Bereits 1991 hatte Mark Weiser die Vision des vernetzten und intelligenten Arbeitsplatzes, bei dem der Kugelschreiber eine E-Mail versenden kann und alle Geräte untereinander kommunizieren können.“ Mühlbach gibt zu Bedenken: "Der klassische Weiterbildungskatalog, den es in Unternehmen oft gibt, ist eigentlich konträr zum heute erforderlichen 'on demand'-Lernen." Ebenso ein noch gängiger Widerspruch in der beruflichen Bildung: Hightech-Entwicklungen werden mit bzw. per dickem Handbuch gelehrt. SLEs präsentieren dem Lernenden dagegen den richtigen Lerninhalt zur richtigen Zeit am richtigen Ort auf die richtige Art und Weise. „Sie verbinden unsere physische Welt mit der digitalen Welt.“ Ein wahrer Hingucker ist z.B. der Merge Cube, ein Schaumstoffwürfel, der als optischer Trigger die Darstellung und Interaktion von Hologrammen unterstützt. Richtet der Lernende sein Smartphone auf den Merge Cube, werden ihm über eine App weitere Informationen über ein Objekt, einen Prozess etc. bereitgestellt. Poster und Fotodokumentationen, die mit augmentierten Inhalten versehen werden, zieren inzwischen die Wände bei Bosch. „Besseres, schnelleres Lernen und Arbeiten ist auch deswegen möglich, weil Brüche, die zwischen informellen und formalen Bildungsformaten bestehen, damit überwunden werden.“

Mario Aehnelt vom Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung aus Rostock stellte mit Machine@Hand eine praxiserprobte Lösung für das „Immersive Training“ vor. Dies ist ein weiterer Ansatz, wie sich eLearning für die berufliche Bildung neu gestalten lässt, der insbesondere für produzierende Unternehmen derzeit interessant ist. „Digitalisierung und Automatisierung der Arbeitswelt führen zu einem Wandel: während Informationsmengen und Informationsvielfalt steigen, sinken Transparenz und Handlungsfähigkeit des Menschen.“ Neue Methoden wie die immersive Assistenz am Arbeitsplatz können der dadurch entstehenden Unsicherheit und Fehleranfälligkeit jedoch entgegenwirken. Erprobt haben Aehnelt und sein Projektteam diese Methode in den vergangenen Jahren im Bereich der Druckindustrie. Lernen und Training finden zwar virtuell statt, im Zuge eines Immersive Trainings, das Augmented und Virtual Reality verbindet, ist jedoch eine natürliche Bewegung des Lerners möglich. Gerade für Tätigkeiten an Maschinen wie Aus- und Einbauübungen oder für Übungen, die in der realen Lebenssituation gefährlich sein können, ist dies von großem Vorteil. Auszubildende können z. B. ähnlich wie bei einem Röntgengerät mit dem Tablet einen Blick in eine Maschine werfen, während diese im Betrieb ist.

Fälschungssichere Bildungsnachweise

Auch den Bereich der Zertifizierung können neue Technologien verändern. Diesen Aspekt beleuchtete Lambert Heller vom Open Science Lab des Leibniz-Informationszentrum Technik und Naturwissenschaften (TIB). Blockchain und verwandte Techniken des Decentralized Web stellen die Dominanz digitaler Plattformen derzeit in Frage. Sie ermöglichen jetzt schon den Transfer von Geld ohne Banken, aber vielleicht in naher Zukunft auch Bildung ohne Verlagsmarken oder Verfügbarkeit von Forschungsdaten ohne zentrale Datenarchive. "Hochschulzeugnisse und andere Qualifikations-Zertifikate können mit Blockchain maschinenlesbar gemacht werden. Qualifikationen lassen sich leicht authentifizieren, smart verarbeiten und bieten dem Halter des Zertifikats zugleich eine hohe Souveränität im Umgang mit diesen personenbezogenen Daten“, erklärte Heller, der sich mit seinem Team im Horizon2020-geförderten Projekt „QualiChain“ mit genau diesem Thema intensiv befasst. Bereits seit 2016 werden Protokolle unter Verwendung von Blockchain und der sich entwickelnden W3C-Empfehlung für „Verifiable Claims“ von einigen Bildungseinrichtungen weltweit entwickelt und eingesetzt. In einem dynamisch wachsenden Bildungsmarkt und unter den Bedingungen der Europäischen Datenschutzgrundverordnung ist die Kombination dieser Eigenschaften vielversprechend, so sein Resümee.

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